Jugendzentrum Mülldorf

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Redebeitrag der jugendpolitischen Sprecherin

Anne-Katrin Silber-Bonz

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Damen und Herren,
 
dem heutigen Beschlussvorschlag der Verwaltung liegt ein längerer Beratungsprozess zugrunde. In der Jugendhilfeausschusssitzung am 17.5.2011 hat der Ausschuss einvernehmlich beschlossen, Kinder und Jugendliche in einem weit angelegten Partizipationsprozess in die Beratungen für ein neues Jugendzentrum mit einzubeziehen.


 
Die Verwaltung hat – hier geht mein Dank an die Mitarbeiter in der Jugendhilfe, insbesondere an Herrn Liedtke – in einem effizienten Prozess zwei Workshops mit Kindern und Jugendlichen organisiert und durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Beratungen liegen uns heute vor und ergeben ein Profil für die künftige Jugendarbeit in unserer Stadt. Die Kinder und Jugendlichen wünschen sich demnach ein multifunktionales Jugendzentrum, in zentraler Lage. Es gab bereits im ersten Workshop eine Präferenz für den jetzigen Standort Mülldorf. Dass diesem Standort ein besonders Gewicht zukommt, konnten wir zuletzt den Ausführungen von Herrn Mersch von der Erziehungsberatung entnehmen.   
Welche Angebote sollte ein künftiges Jugendzentrum vorhalten?   
Wir wissen inzwischen, dass die Kinder und Jugendlichen sich ein Jugendzentrum wünschen, das Kultur- und Sportangebote bietet, Jugendlichen im Anschluss an die Schule Aktivitäten ermöglicht, die sonst vom Elterhaus organisiert werden müssen.   
Wir wissen, dass längt nicht alle Eltern – und dies aus unterschiedlichen Gründen- das leisten können. In den Workshops haben wir Kinder und Jugendliche kennengelernt, die seit vielen Jahren ihrem Jugendzentrum in Mülldorf treu sind, regelmäßig bis zu vier Mal pro Woche dort hinkommen und sich einen kontinuierlichen Ansprechpartner vor Ort wünschen. Im jetzigen Angebot sind langjährige persönliche Kontakte gewachsen, für viele ist das Angebot zu einem zweiten zu Hause geworden. Ich persönlich war beeindruckt von dem Engagement und der Durchhaltekraft der Jugendlichen, die klare Vorstellungen an eine künftige Einrichtung hatten und geduldig alle Fragen beantworteten. Der eine oder andere mag sich an dieser Stelle fragen, ob nicht auch ein kleines Angebot in Mülldorf ausreichend ist. Vergessen wir nicht, dass schon heute hier verschiedene Angebote in einem Haus kombiniert werden. Die Streetwork mit ihrem Büro und Besprechungsräumen, die Arbeitsgruppen von Kinderparlament und Jugendstadtrat, der Stadtjugendring, der Spiel- und Medienpool der Stadt, die Schulungsräume für Mitarbeiter des Ferienangebotes, Behindertenangebote des Karren e. V. sowie die Matchboxx und schließlich auch probenden Bands finden hier einem Raum, in dem sie sich untereinander vernetzen können.  Eine Auflösung dieser Struktur würde die Jugendhilfe in Sankt Augustin nachhaltig verändern! Ein offenes Angebot ohne die oben aufgeführten Einrichtungen ist für mich nicht denkbar!   
Um es einmal überspitzt auszudrücken: Welcher Hausbesitzer möchte ein Haus in Menden, während sich die Garage in Birlinghoven befindet!  
 Ganz abgesehen von den Jugendhilfeangeboten stehen die Räumlichkeiten an der Bonner Straße auch der VHS zur Verfügung. Inzwischen liegen Anfragen der jungen VHS vor, die auch thematisch in die bislang angedachte Konzeption passen würden.  
 Multifunktionalität steigert die Akzeptanz – das beweist nicht zuletzt die Geschichte des Meckenheimer Jugendzentrums, das mit einem kleinen offenen Angebot nicht überlebensfähig war!
Wer aber über ein neues Jugendzentrum nachdenkt, muss auch über die Finanzierung sprechen.
 
Zur Klarstellung noch einmal folgendes:
Diese baulichen Investitionen werden nicht über Einsparungen im laufenden Jugendetat kompensiert!  
 
Trotzdem:  
Wir alle sind keine Phantasten, wir wissen dieses Projekt kann nicht allein aus Steuergeldern finanziert werden.
Deshalb brauchen wir heute einen Absichtsbeschluss für eine Akquise von Drittmitteln!  
Ein Blick nach Bonn zeigt in diesem Zusammenhang, dass Sponsorensuche und Akquise von Drittmitteln erst dann möglich ist, wenn ein entsprechender Ratsbeschluss vorliegt. Das haben die Entscheidungen im Bezug auf das Bonner Festspielhaus gezeigt!  
Allen denjenigen, die glauben, dass durch dezentrale Lösungen Kosten eingespart werden können, möchte ich zu bedenken geben, dass viele dezentrale Einrichtungen hohe Personalfolgekosten bedingen. Ein gutes Beispiel hierfür sind unsere Erfahrungen rund um die Dezentralisierung des Kreisjugendamtes gewesen.  
Lassen Sie uns die Jugendlichen nicht enttäuschen, sondern mit ihnen jetzt auf Basis des Verwaltungsvorschlages in einem weiteren Planungsschritt ein geeignetes Raumkonzept auf Grundlage der Planung Neubau an selber Stelle erstellen!
 
Zusammen schaffen wir es, eine geeignete Raumplanung und ein solides Finanzierungskonzept vorzulegen!
 
Das Projekt könnte ein Vorzeigeprojekt für unsere Stadt werden und allen freien Trägern zum Vorteil gereichen!
 
Wenn wir künftig Umfragen über Angebote für Jugendliche in Sankt Augustin in der Presse lesen, stimmen dann hoffentlich Wahrnehmung und Wirklichkeit besser überein!
Dass wir in Zukunft nicht vergessen, das Projekt aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen - wie z.B. dem demographischen Wandel (Stichwort Mehrgenerationenprojekte) - anzupassen, versteht sich von selbst.
 
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
 
 
FDP Sankt Augustin News vom 15.12.2011